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Die zerborstene Fahrradspeiche

Schrapp, Klacker, Schrapp... Nanu?

Gerade wollten Schnaki und das Yoog die Fahrräder satteln und zum nahegelegenen Lippesee velopedieren, um da einige klabauternautische Manöver mit Segelbooten zu zelebrieren, als das Fahrrad vom Yoog komische Geräusche macht - irgendwas schleift doch da...
Eine nähere Untersuchung ergibt die verdriessliche Tatsache, dass am Hinterrad zwei Speichen gebrochen sind. Und ein paar weitere sehen so aus, als hätten sie auch keine grosse Lust, noch läger die Felge mit der nabe zu verbinden.
Das Rad hat auch schon ne leichte Unwucht (der Grund, warum es an den Bremsen schleift) - aus Sicherheitsgründen wird dem Drahtesel kurzerhand die Betriebserlaubnis entzogen - da muss erst herumgewerkelt werden...

 

Das Szenario

An so nem Fahrrad ist ja nun eigentlich nicht viel dran. Dennoch gibt es Bereiche, an die sich der Ungeübte nicht so recht heran traut. die Bespeichung ist so ein Ding - da werden die dollsten Geschichten über Leute erzählt, die weltweit einzigst in der Lage sind, ein Acht aus der Felge zu bekommen (und das mit rein mentalen Mitteln... oder so)

Das ist natürlich alles Blödsinn - sagt das Yoog, und beginnt umgehend damit, das Rad neu zu erfinden... oder so

Teil 1 - was für ne Speiche brauch ich denn nun überhaupt?

Wie es so die Art vom Yoog ist, wird erstmal nicht viel herumgegrübelt - sondern erstmal herumgefuhrwerkt. Planen kann man viel - hinterher kommts doch alles anders. Also alles schön der reihe nach.

Erstmal müssen wir eine kaputte Speiche aus dem Hinterrad extrahieren um mit dieser Referenzspeiche und dem Willen, ein adäquates Ersatzteil zu erwerben, den örtlichen Fahrradersatzteilhändler ins Grübeln zu bringen.
Den können wir dann prima mit so Parametern wie maximaler Zuglast, der metallischen Beschichtung und den geometrischen Randbedingungen zur Verzweiflung bringen. Wenn man gut drauf ist, kann man auch noch Materialermüdungseffekte (denen die alten Speichen ja mehr als die neuen unterliegen) zur Diskussion bringen... Der Fahrradersatzteilhändler wirds einem sicher mit dem Finger an der Stirn würdigen...

Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass der Speichenoperateur selbständig dazu in der Lage ist, das Rad auszubauen und auf den Esstisch zu transferieren.

Achtung: vorher Zeitung ausbreiten, sonst gibts Ärger...

Wenn wir uns jetzt mal angucken, wie so ein Fahrradrad eigentlich so aufgebaut ist (also speziell die Speichen jetzt) verknoten sich uns auch gleich ein paar Gehirnwindungen.

Aber keine Panik - die Lösung folgt sogleich.
Wir holen uns erstmal eine Flasche Bier und die Digiknipse und dann wird das Muster der Speichenkonfiguration erstmal fotografiert - besser ist das - man weiss ja nie, wo die Operation noch hinführt...

Hier mal ne Detailansicht von der zerbröselten Speiche.

sieht eigentlich ganz harmlos aus - kann sich aber unbemerkt zu einem echten Desaster mausern

 

Der Reifen und der Schlauch müssen entfernt werden (ich brauchte ja sowieso neue Reifen - nach lächerlichen knapp 4000 Km waren die alten blank)

bei manchen Fahrrädern kommt in der Felge so ne Art Gummiband ins Sichtfeld - das kann man einfach rausziehen und dann sieht man auch schon die Mütterchen von den Speichen.

Nun können wir entspannt die Speichen nach Aussen aus der Felge ziehen - die Übung war bisher nicht sonderlich schwierig.

Zupp, raus mit dem Ding. So langsam wird einem jetzt auch klar, wie das Ganze zusammenhängt.

 

Mit der Mutter wird hinterher die Spannung der Speiche eingestellt. Über die Spannung, welche ja wiederum auf die Felge wirkt lässt sich das Ding letztendlich auswuchten.

Das kommt aber später

Bis hier hin war das alles kein Thema - nun müssen wir erstmal zum Fahrradmann und ein paar Ersatzspeichen kaufen
ACHTUNG: wer das hier wirklich nachreparieren will, sollte erst weiterlesen...

...weil wir nämlich im nächsten Bild feststellen werden, dass die Sache etwas komplizierter wird, als das Yoog sich so dachte...

Mal eben die neue Speiche da reinfummeln geht nämlich nicht, weil die Ritzel zu groß sind, um die Speiche durch die kleinen Löcherchen zu schieben. Man wills nicht glauben, aber es geht wirklich nicht, ohne die Speiche zu verbiegen (und das kann ja nicht der Sinn unserer Reparaturaktion sein)

 

OK - Planänderung (da sind wir ja flexibel) - die Ritzel müssen für die weitere Operation eben da vom Rad runter. Gucken wir uns das mal an...

Teil 2 - Die Ritzelextraktion - wir bauen die Kassettennabe aus

Durch die Methode des scharfen Anschauens stellen wir schnell fest, dass wir da mal ein bischen Platz schaffen müssen - also erstmal Schnellspanner raus und weitergucken. Wir erkennen nun mehrere Dinge:

  1. Da muss irgendwas verschraubt sein.
  2. Linksrum losschrauben geht so nicht - da leiert der Freilauf
  3. Rechtsrum loschrauben macht keinen Sinn - da verläuft der Kraftfluss beim Pedalieren
  4. Innen gibts ein paar seltsame Nuten
  5. Die Nuten könnten was mit Punt 1. zu tun haben
  6. Wenn Punkt 5. richtig ist, so muss ich irgendwie Punkt 2. entgegenwirken
  7. Ich brauch erstmal nen Kaffee...

Am Ende der Überlegungskette steht die Erkenntnis, dass wir für die weitere Operation entsprechende Hilfsmittel brauchen.

Nun müssen wir erstmal wieder zum Fahrradmann - bischen Equipment kaufen

Wieder zu Hause angekommen, sind wir verwirrte Besitzer von neuem, seltsamen Apparaturien.

Von oben nach unten sind das ein Abzieher für die Kasettennabe, eine Kettenpeitsche und ne Knarre (die Knarre hat der geneigte Batler ja meist schon vorher - ich auch - hab sie nur mal der Vollständigkeit halber mitfotogeknipst)

 

Bei der Auswahl des geigneten Abziehers steht man vor diversen Fragen wie Schraub- oder Steckkassette, HG, IG oder irgendwelchen anderen Abkürzungen. Ich hab das gelöst, indem ich mir vorher die Nabenbezeichnung abgeschrieben hab und bei den ersten drei Werkzeugen, die mir der Verkäufer in die Hand drücken wollte, erstmal ungläubig mit dem Kopf geschüttelt... "Sind Sie sich da wirklich sicher, das sieht so komisch aus..."

Alles kein Problem - die netten Fahrradleute haben mir schlussendlich doch das richtige Gedöns verkauft - Kostenpunkt 15,98 Euronen.
Nicht gerade wenig, aber wenn mir nochmal ne Speiche wegfliegt hat sichs gelohnt.

Auf dem Bild sieht man nun, wie man das Zeug richtig am Rad ansetzt. Der Abzieher wird einfach drauf gesteckt und die Peitsche so auf dem Ritzelblock drappiert, das man dem Leerlauf entgegenwirken kann. (Bischen rumprobieren - das erklärt sich eigentlich von selbst)

 

Hier hab ich die Platte schon mal losgedreht (ganz normales Rechtsgewinde)

Ziemlich viel Gebrösel da drin - ist wohl doch nicht so doll abgedichtet wie im Verkaufsgespräch angepriesen...

Die Kassette lässt sich nun ganz einfach runterziehen (fällt einem praktisch schon entgegen) - Keine Bange, wenn was auseinander fällt - die Dinger passen nur in einer Position wieder auf die Nabe - man kann nichts falsch oder kaputt machen.

 

So sieht das Rad dann ohne die Ritzel aus.
Den Ramsch im Hintergrung am bestem Wegdenken

 

Jetzt nun endlich kommen wir zum Akt der Neueinfädelung der Speiche...

Keine Ritzel mehr im Weg - die Speiche geht ohne rumknicken durchs Loch

 

Ist die Speiche einfädelt und von oben die Mutter (oder auch Nippel genannt) durch die Felge gesteckt (Achtung bei Hohlkammerfelgen kann einem das Ding schon mal in die Felge fallen - ich hab die Schüttelorgie auch durch...), kann man die Speiche mit einem Speichenschlüssel , wie auf dem Bild zu sehen, spannen.

Falls man vergessen hat, welche Speiche durch welches Loch muss, sollte man sein vorher getätigtes Digiknipsfoto konsultieren.

Eigentlich muss man es nun nur noch rückwärts wieder zusammen bauen.